Adele spottet über Raygun: Niels Storm Robitzky erklärt den kuriosen Breaking-Auftritt bei den Olympischen Spielen in Paris (2024)

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Adele spottet über Raygun: Niels Storm Robitzky erklärt den kuriosen Breaking-Auftritt bei den Olympischen Spielen in Paris (1)

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DER SPIEGEL: Herr Robitzky, alle Welt amüsiert sich gerade über die Breaking-Performance der Australierin Rachael Gunn aka Raygun bei den Olympischen Spielen. Sängerin Adele hat vor Tausenden Fans gesagt, sie habe sich beim Zuschauen vor Lachen fast in die Hosen gemacht. War Rayguns Auftritt wirklich so schlecht?

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Niels Robitzky: Ja, leider. Der war absolut nicht dem olympischen Niveau entsprechend. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie Breaking wirklich verstanden hat. Tanz ist eine Körpersprache, und die des Breaking ist seit 50 Jahren gewachsen. Um mitreden zu können, muss man diese Körpersprache beherrschen, man muss gewissermaßen die Grammatik und das Vokabular kennen. Erst dann kann man etwas Neues hinzufügen.

Zur Person
Adele spottet über Raygun: Niels Storm Robitzky erklärt den kuriosen Breaking-Auftritt bei den Olympischen Spielen in Paris (2)

Niels »Storm« Robitzky, 55, ist einer der Pioniere des Breaking. Fast die Hälfte aller Figuren tragen den Nachsatz »s. Storm«. Den Spitznamen bekam er in den Achtzigerjahren in New York. Er hat das Bewertungssystem für die Olympischen Spiele mitentwickelt.

DER SPIEGEL: Das, was Raygun da gezeigt hat, war also gar kein Breaking?

Robitzky: Meinem Urteil nach fehlten wesentliche Elemente. Sie hat versucht, ihre technischen Defizite durch eigene Kreationen aufzuwerten. Aber auch dieses Vokabular hatte nur wenig Qualität im Sinne des Wertekanons, es hat ja noch nicht mal zur Musik gepasst. Für die ganze Szene ist das ein ähnlich furchtbarer Moment wie im April 1984, als das ZDF eine »Breakdance«-Fitnesssendung zum Mitmachen vor dem Fernseher gestartet hat mit einem Pantomime als Lehrer.

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DER SPIEGEL: Oha. Das müssen Sie näher erklären.

Robitzky: Damals hat sich danach niemand mehr getraut, Breaking auf dem Dancefloor zu zeigen, weil die Sendung den Tanzstil peinlich gemacht hat. Jetzt ist überall in den sozialen Medien Breaking zu sehen – aber nur der eigenartige Auftritt von Raygun und nicht die Performances von Ami und Nicka, den beiden Finalistinnen, die wirklich herausragend getanzt haben. Darüber bin ich echt sauer. Aber letztlich muss man das auch dem Welttanzverband ankreiden, der World Dance Sport Federation (WDSF).

»Der Auswahlprozess für die Olympischen Spiele hat nicht dazu geführt, dass die besten Tänzerinnen und Tänzer angetreten sind.«

DER SPIEGEL: Weil sie Raygun zu den Olympischen Spielen zugelassen hat?

Robitzky: Weil die WDSF beim Qualifikationsprozess viel Mist gebaut hat. Der Auswahlprozess für die Olympischen Spiele hat nicht dazu geführt, dass die besten Tänzerinnen und Tänzer angetreten sind.

DER SPIEGEL: Wieso das?

Robitzky: Der Weltverband hat einerseits ein sehr undurchsichtiges Punktesystem zur Qualifikation geschaffen und andererseits Kontinentalmeisterschaften in Afrika, Europa, Asien, Amerika und Ozeanien organisiert. Hier konnten sich die Gewinner direkt einen Platz in Paris bei Olympia sichern. Aber um an diesen teilzunehmen, musste man auf eigene Kosten anreisen und übernachten, was in ärmeren Gegenden eine große Hürde ist. In Afrika gibt es zum Beispiel herausragende Tänzerinnen und Tänzer im Breaking. Besonders in Kamerun und im Senegal. Aber weil der Qualifikationswettbewerb für Afrika in letzter Sekunde nach Marokko verlegt wurde, haben viele daran gar nicht teilgenommen. Ozeanien ist riesig. Dass bei dem Qualifikationswettbewerb in Sydney niemand besser war als Raygun, heißt nicht, dass sie die beste Tänzerin aus ganz Ozeanien ist.

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DER SPIEGEL: Wie hätte man diese finden können?

Robitzky: Man hätte Sponsoren und Partner gebraucht. Und passende Judges für die Wettbewerbe. Jetzt haben die Auswahlverfahren vielerorts leider eher an Wettbewerbe in Jugendhäusern erinnert. Da saßen irgendwelche Typen und haben dann nach rechts oder links gezeigt, um den Sieger oder die Siegerin zu bestimmen. All das waren Gründe für mich, vor zweieinhalb Jahren aus dem ganzen Olympiaprogramm auszusteigen.

DER SPIEGEL: Die deutsche Meisterin im Breaking, Jilou Rasul, hat dem SPIEGEL gesagt, Verbände seien nicht der richtige Ort für Breaker.

Robitzky: Zumindest der Welttanzverband ist nicht der richtige Ort. Keine Ahnung, warum ausgerechnet dieser vom IOC den Zuschlag bekommen hat, Breaking zu vertreten. Es hatten auch andere Verbände Interesse angemeldet, zum Beispiel Cheerleading oder Turnen. Der Welttanzverband vertritt vor allem die Interessen von Ballroom- und Latin-Tänzerinnen und -Tänzern. Breaking ist eine ganz andere Welt. Jilou kennt in der Szene jeder. Sie ist eine herausragende Tänzerin. Dass sie bei den Olympischen Spielen nicht ihr Können zeigen durfte, dafür aber jemand wie Raygun – das ist unglaublich. An der Stelle von Jilou würde ich heulen.

DER SPIEGEL: Mit Raygun haben Sie kein Mitleid?

Robitzky: Doch, sie tut mir sehr leid. Aber ich erkenne bei ihr auch eine gewisse Ignoranz, mit der sie an die Sache herangegangen ist. Wer sich bei den Olympischen Spielen im Breaking präsentieren will, sollte »Skin in the Game« haben, die kulturelle Verantwortung tragen. Das tut sie nicht. Ich hoffe natürlich auch, dass sie daraus lernt.

DER SPIEGEL: Rachael Gunn beschäftigt sich an der Macquarie Uni in Sydney wissenschaftlich mit Breaking. Sie nennt sich selbst »Breaking-Forscherin«.

Robitzky: Das finde ich frech. Generell wird ja vieles in der Welt zu sehr theoretisiert. In den Texten, die ich von ihr gelesen habe, geht es eher um soziale und anthropologische Themen im Breaking und weniger um den Tanz in seiner selbstreferenziellen Aufführungsform. Das Handwerk lernt man immer noch am besten, in dem man es probiert.

»Mein Tipp an sie wäre gewesen, eine Menge Straßenshows zu absolvieren. Da gibt es das ehrlichste Feedback.«

DER SPIEGEL: Das kann man Rachael Gunn nun aber nicht vorwerfen: Sie hat es ja probiert.

Robitzky: Mit probieren meine ich empirische Arbeit. Mein Tipp an sie wäre gewesen, eine Menge Straßenshows zu absolvieren. Da gibt es das ehrlichste Feedback. Wenn da die Leute stehen bleiben und Geld geben, weiß man, dass das aufgeführte Bewegungsvokabular funktioniert.

DER SPIEGEL: Bei den Breaking-Finalistinnen Ami und Nicka würden sicherlich alle Passanten stehen bleiben. Was hat die eine nun besser gemacht als die andere?

Robitzky: Grundsätzlich geht es in einem Battle darum zu zeigen, dass du überlegen bist. Dafür musst du technisch krass herausstechen, dir aber auch ständig etwas Neues einfallen lassen. So wie Ami bei den Olympischen Spielen. Sie hat in jeder Runde etwas Neues gezeigt. Sogar im Finale gegen Nicka hat sie nichts aus den Vorrunden wiederholt. Das war extrem stark.

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